1 Monat Argentinien
So, bereits haben wir unseren ersten Monat Argentinien hinter uns und irgendwie schauen wir mit etwas gemischten Gefühlen zurück auf diese Zeit. Der Start in Südamerika war etwas gar holperig und es hat etwas gedauert, bis wir uns eingewöhnt haben hier. Da wir doch noch die sagenhaften Iguazù-Wasserfälle am nordöstlichsten Zipfel von Argentinien ins "Reiseprogramm" genommen haben, haben wir uns auch selber etwas ins Abseits geritten.
Das hat nämlich bedeutet, dass wir sehr viel Zeit mit Autofahren verbringen mussten. Zum einen für den Weg hoch zu den Fällen und zum anderen weiter westlich durchs Nichts, bis wieder etwas Sehenswertes gekommen ist. Dann noch zurück nach Buenos Aires, wo wir uns nun auf den Flug weiter südlich und den zweiten Monat Argentinien, in Patagonien, vorbereiten.
Wir haben die Distanzen zwischen den touristisch lohnenden und uns interessierenden Zielen etwas unterschätzt und waren uns der Tatsache, dass es zwischen diesen Sights nicht wirklich viel Interssantes gibt, zu wenig bewusst. Zudem konnten wir es an den schönen Orten nicht ganz so gut geniessen und diese Orte erleben. Dies einerseits, weil es hier einfach nicht so gut organisiert und erschlossen ist und man nicht weiss, wo man z.B. wandern oder näher an das Zeugs ran gehen kann (oder wir waren zu dumm um es zu finden) und weil eben "anderes Land, andere Sitten" und wir uns daran noch nicht so gewöhnt sind. Das hat nun einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlassen und wir geben zu, dass wir hoffen, der zweite Monat in Patagonien wird besser.
So oder so, der aktuelle Update ist etwas lang (klar in einem Monat erlebt sich so einiges). Darum haben wir den Text etwas unterteilt. Gleich nachher stellen wir die Sights vor, die wir besucht haben. Da gibt es für die "nur Bildli-Anluger" auch das eine oder andere Bild zum Text. Für alle, die dann noch fit sind, gibt es im zweiten Teil einige Eindrücke und "Schmankerls" aus unserem ersten Monat Argentinien, mit etwas weniger Bildli.
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Teil 1
Buenos Aires
Nach der Misere mit dem Flug nach Argentinien sind wir glücklich (all unser Gepäck war auch da) und müde in Buenos Aires angekommen. Der mit dem Hotel vereinbarte Transport vom Flughafen war dann nirgends zu sehen. Halb so schlimm, da gibt es ja noch Taxis - die aber so klein sind, dass es nicht reicht für Gepäck, Kinderwagen und eine Kleinfamilie auf Reisen. So sind wir eben mit zwei Taxis ins "Dörfli" und ins Hotel gemäht (ja, tatsächlich gemäht, zum Fahrstil der Argentinier mehr weiter unten).
Da haben wir uns auf eine ruhige Nacht und viel Schlaf am Morgen gefreut. Beim Check-in dann aber das grosse "Hallo". Eine Baustelle - und todmüde wie wir waren zu später Stunde, haben wir uns schampar gefreut auf das Gehämmer, Gebohre und Geklimpere, das uns am Morgen erwartet. Zum Glück fängt man hier etwas später an mit Arbeiten. Ans Zimmer haben wir uns dann schlussendlich gewöhnt, aber am Anfang war es schon auch so eine grössere Enttäuschung, für den stolzen Preis und vor allem nach den schwulstigen Mails, die wir vom Direttore erhalten haben. Jä no!
Von Buenos Aires haben wir nicht wirklich viel gesehen. Nun, wenn wir ganz ehrlich sind, so richtig traurig darüber sind wir auch gar nicht. Unser Eindruck von der Stadt lässt sich umschreiben mit Bienenhaus und BrummBrumm - und Lederjacken finden wir sowieso nicht cool.


Unglaublich, wie viel Volk es hier auf der Strasse hat, es wird einem wirklich fast schwindlig. Wirklich wie im Bienenhaus oder in einem Ameisenhaufen geht es hier zu und her. Dann der Lärm, der Verkehr und der Gestank von den unzähligen ururalten, uralten, alten und, ja, auch modernen Autos und Bussen und Lastwagen, der für unseren Gusto unerträglich ist. Ja und überall die Verkäufer, die einem Lederjacken oder sonstiges andrehen wollen...
Wir müssen aber auch sagen, neben der fehlenden Lust am Entdecken dieser Stadt, hatten wir auch nicht wirklich viel Zeit dafür. Es hat nämlich noch verschiedenste Sachen zu erledigen gegeben, was zusammen mit dem Entertainment von Nika doch sehr aufwändig und zeitraubend war.
Cataratas Iguazù - Iguazù-Wasserfälle
Das erste Highlight, das wir in Argentinien besucht und bestaunt haben, waren die sagenhaften Iguazù-Wasserfälle. Dafür sind wir in dreieinhalb Tagen rund 1'500 km nordwärts in tropisch-feuchtes Regenwald-Gebiet am nordöstlichsten Zipfel von Argentinien geblocht. Aber der Krampf hat sich mehr als gelohnt. Wobei wir beim ersten Besuch des Nationalparks in den "Genuss" eines bewölkten Tages und eines heftigen Gewitters gekommen sind. So trüb wollten wir die Fälle nicht in Erinnerung behalten, was bedeutet hat, dass wir zwei Tage Regenwetter mit mehr oder weniger herumhängen verbringen mussten. Für die Warterei wurden wir dann aber mit einem strahlend sonnigen Tag belohnt, wo wir die Fälle in ihrer ganzen Pracht nochmals bestaunen konnten.
Wir haben ja schon den einen oder anderen Wasserfall gesehen, aber eine solches quasi Wasserfall-System mit Wasserfall-Vorhang an Wasserfall-Vorhang ist uns noch nie vor die Augen gekommen - einfach fantastisch.
Es gibt einen Upper Trail, wo man die Fälle mal von oben bewundern kann. Da haben wir uns gedacht, na ja, ganz nett. Beim Lower Trail kommt man der Sache schon näher und man kann das Wasserfall-Wirrwarr von unten und von ganz nahe betrachten. Das fährt dann schon zünftig ein. So schön, so eindrucksvoll.


Den absoluten "Wow-Effekt", wo einem buchstäblich das Maul offen steht, gibt es dann beim dritten Ausblick, bei der Garganta del Diabolo - der Teufelsschlucht. Nichtsahnend und Nichtshörend läuft man auf einem Steg über einen grossen, ruhig dahinplätschernden Fluss. Von weitem sieht man dann, dass sich irgend etwas tut. Dieses Irgendetwas ist ein etwa 2/3-Kreis mit einer Schlucht als Ausgang, wo gewaltige Wassermassen von allen Seiten in die Tiefe stürzen und durch eine Schlucht von Wasserfall-Vorhängen gesäumt wegfliessen. Ein unglaubliches und faszinierendes Schauspiel, das schwierig zu beschreiben und mit normaler Fotoausrüstung gar nicht richtig in Bilder zu fassen ist.

Es soll im Park auch verschiedenste bunte Vögel sowie andere Tiere geben. Ausser den lustigen Coaties, einer Ameisenbären-Art, haben wir davon leider nicht allzu viel zu Gesicht bekommen.

Salta - Quebrada de Huamuhaca
Unser nächstes Reiseziel war Salta, im Nordwesten von Argentinien, an den Ausläufern der Anden. Wieder 1'500 km Weg waren zu bewältigen und der grösste Teil davon durchs absolute Nichts. Wieder haben wir das in dreieinhalb Tagen geschafft und sind vom Regenwald in eine immer trockenere, bergige Gegend gefahren. Dabei mussten wir den "Chaco" durchqueren, eine riesige, gottverlassene, langweilige, öde Gegend mit kleineren und grösseren Ortschaften. Diese Käffer, mitten drin im Nirgendwo, haben allesamt ausgesehen, als ob vor zwei Tagen ein Wirbelsturm vorbeigekommen ist und man soeben die ersten Aufräumarbeiten erledigt hat.
Von Salta aus haben wir die Quebrada de Huamuhaca, die Huamuhaca-Schlucht, besucht. Nun in unseren Augen war das keine Schlucht sondern ein Tal, eingerahmt von Bergen, die in allen Farben geleuchtet haben. Wunderschön.

Los Cardones - Riesenkaktus-Nationalpark oder Blindflug auf 3'350 m
Riesenkaktusse wollten wir endlich einmal bestaunen und südlich von Salta gibt es einen Nationalpark wo wir dies tun wollten. Dafür hatten wir über einen 3'350 Meter hohen Pass zu fahren. Wie das so üblich ist in Argentinien, sind die Strassen abseits der Hauptrouten meisten "Ripio", also Schotterpisten und das über zig-Kilometer.
Soweit so gut. Nach einem wolkenlosen Hitzetag hat unser Reisetag etwas trüb begonnen, überall Wolken und zwischendurch doch noch etwas Sonne. Nie und nimmer hätten wir aber daran gedacht, dass wir ab Zweitausendirgendetwas Metern im "sturmsdicken" Nebel eine Passfahrt auf über 3'000 m auf einer holperigen, aber unerwartet guten Schotterpiste machen.

Mit einer Sicht von vielleicht 5 Metern haben wir uns Kehre um Kehre buchstäblich im Blindflug (wobei Flug eigentlich falsch ist, bei einem Tempo von 25 bis 30 km/h) auf die Passhöhe geschraubt, um dann "äneabe" plötzlich wieder in der Sonne und in einer Riesenkaktus-Landschaft zu stehen. Wunderprächtig und dafür hat sich der Nebeltrip mehr als gelohnt.


Quebrada de Cafayate
Eigentlich wollten wir ja nach der Passfahrt und der Nacht in einem Ort mit Namen Cachi weiter südwärts durch ein vielgerühmtes, wunderschönes und spektakuläres Gebiet nach Cafayate fahren. Das hätte bedeutet, dass wir 160 Ripio-km auf der berühmt berüchtigten Ruta Nacional 40 hätten hinter uns bringen sollen. Nun, nach 10 km haben wir dieses Unterfangen mit "Schüttelfrost" beendet, haben kehrt gemacht und den einzigen anderen Weg, nämlich den über unseren Nebelpass nochmals unter die Räder genommen.
So konnten wir nochmals und noch ausgiebieger um die Riesenkaktusse herumschleichen und, da dieses Mal kein Nebel unseren Blick störte, haben wir auch gesehen, wo wir auf dem Hinweg überhaupt durchgefahren sind. Und das war durchaus eine sehenswerte Gegend.

So wie auch die Schlucht auf dem anderen Weg nach Cafayate.

Zu mehr haben die dreieinhalb Wochen (minus 2 Regen-Hängertage und dem Zusatz-Buenos Aires-Tag - siehe "Unser neuer Winnie") im Norden von Argentinien leider nicht gereicht, da wir die letzten viereinhalb Tage (inkl. 1 autofreier Tag) noch fürs langweilige Zurückfahren nach Buenos Aires benötigten. Das ist Schade und hat uns eben auch leicht unzufrieden gemacht, sodass wir wie gesagt hoffen, der zweite Argentinien-Monat in Patagonien wird besser.
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Teil 2
Unser neuer "Winnie"
Nach 3 Tagen BA ist der Tag der Camper-Übernahme gekommen. Mitten in der Stadt, na bravo. Wir haben uns ja nach dem riesigen Winnie auf etwas Kleineres gefreut und das haben wir dann auch erhalten. Nigelnagelneu, wir seien die ersten Kunden auf dem "Kutschli", mit dem wir nun zwei Monate durch Argentinien kurven werden.

Wir haben dann aber herausgefunden, dass dieses Ding doch etwas zu klein ist für uns und uns die Farbe nicht anspricht. So haben wir reklamiert und verlangt, dass noch das eine oder andere Detail ausgebessert wird. Deshalb mussten wir noch einen Tag länger in BA verbringen.
Nein, nein, ganz so war es natürlich nicht. Aber wir mussten tatsächlich einen Tag länger in BA bleiben, da unser wirklich nigelnagelneues Gefährt eben doch noch nicht ganz fit war für unsere Reise.

Unser Renault Master musste nach der Übernahme noch einmal in die Rep und das hat viel länger als vorgesehen gedauert. Am späten Freitag-Nachmittag, bei strömendem Regen und bei diesem mörderischen Kamikaze-Verkehr wollten wir nicht mehr aus der Stadt fahren und haben eben noch eine Nacht in Buenos Aires verbracht.
Wir sind eigentlich sehr zufrieden mit unserer neuen "Bleibe auf Rädern". Sie ist schon markant kleiner als unser "Ami-Winnie" und wir sind uns anfänglich schon etwas auf den Füssen herumgestanden. Nachdem unsere Einzimmerwohnung gut eingerichtet, aufgeräumt und organisiert ist, haben wir uns daran gewöhnt und uns gut eingelebt darin.
Verkehr
Vor dem Kamikaze-Fahrstil der Argentinier hat man uns ja schon vorgewarnt und bei der Taxifahrt vom Flughafen ins Hotel haben wir auch bereits ein "Müsterli" davon erhalten. Tja und eigentlich ists noch schlimmer. Für alle Fans und Anhänger der guten alten doppelten Sicherheitslinie - forget it, die ist zwar überall da, aber nur um ganz bestimmt überfahren zu werden. Vorallem in unübersichtlichen Kurven überholen ist der gaaanz letzte Schrei hier. Aus einer zweispurigen Strasse wird generell eine Drei- bis Vierspurige. Wer grün hat, der hat grün und geniesst das. Und Tempolimiten zählen weder auf den grossen Avenidas und den kleinen Gassen noch Überland ganz bestimmt sicher nix... Obwohl man auch hier Radar macht - Das sieht dann aus wie ein Fotograf in den Anfängen der Fotografie - auf dem Klappstuhl am Strassenrand, mit einem Tuch über dem Kopf und dem Radarding wild herumfuchtelnd in der Hand.
Ach ja, und was da auf den Strassen alles herumfährt, das ist schon fast unglaublich. Nach den Übergrossen Fahrzeugen in Amerika fallen einem die kleinen Peugeots, Fiats und Renaults doch recht auf. Der Opel Corsa heisst hier Chevrolet Corsa und hat ein Stufenheck, damit doch noch etwas mehr Platz da ist (und wie viele Leute man da reinpacken kann!).
Dann gibt es noch die Marke "Rost und Rüttel". Die scheint weit verbreitet und begehrt zu sein und ehrlich, das staunt man nur noch, dass diese Kisten überhaupt noch fahren. Hier fährt nähmlich der Rost spazieren und so ziemlich jedes Teil am "Auto" wackelt und schwabbelt wenn dann der Chauffeur das Ding in Gang gebracht hat.
Und schliesslich sind da noch die Lastwagen. Da gibt es auch ganz wunderbare Modelle. Moderne u.a. VW-Lastis (wir haben gar nicht gewusst, dass VW auch Lastwagen baut). Und dann die heillos überladenen alten Modelle. die mehr rauchen als fahren. Ein schönes Bild aber so was von eklig beim Hinterherfahren und warten bis man auf der einspurigen Ruta Nacional wieder mal überholen kann.
Das Töffli scheint ebenfalls recht begehrt zu sein und schnell ist aus so einem Ofenbänkli-Flitzer ein Familienkutschli gemacht. Vorne der Papi (mit Helm) und dahinter zwei Kids eingeklemmt zwischen Mami, die sich verzweifelt versucht an Papi festzuklammern (selbstverständlich alle ohne Helm).
Camping
Es gibt drei Möglichkeiten für die Übernachtung im Camper in Argentinien. Im Camping, auf dem Lasti-Parkplatz bei der Tankstelle oder irgendwo im Judihui draussen.
Gemäss unserer Erfahrung schläft es sich auf der Tankstelle oder im Judihui draussen eigentlich fast besser als auf dem Camping. Das Judihui irgendwo draussen ist unschlagbar, wenn man einen schönen Platz findet - manchmal tut es auch ein "Bäumliplätzli" neben der Strasse. Auch die Tankstelle ist eigentlich den meisten Campings (mit bislang einer Ausnahme) vorzuziehen. Die Tankstellen sind nähmlich, wie das "Bäumliplätzli", gratis, haben eigentlich die saubereren WC's und Duschen und sind erstaunlicherweise nicht lauter als die Campings...
Wobei, wir wollen hier nicht den Rappenspalter markieren. Bei Preisen von Fr. 2.50 bis Fr. 10.00 für eine Nacht im Camping wäre das nicht so das Problem. Irgendwie ist es aber nicht ganz befriedigend, wenn man aber für einen Schlafplatz mit meistens halbverfallener Einrichtung, lauter Nachbarschaft oder streunenden Hunden, die in den Baños (WC's) schlafen oder gar Totgeburten machen, zahlen muss.
Einen bleibenden Eindruck hat auch unsere erste Camping-Nacht in Argentinien hinterlassen. In Gualeguaychú wollten für unsere erste Nacht im neuen Camper auf einen Camping gehen, damit wir uns da richtig einrichten und uns reisefertig machen können. Die Suche hat etwas gedauert. Unsere erste Wahl schien nicht mehr zu existieren, zum zweiten von uns angesteuerten Camping konnten wir gar nicht fahren, da hätte wohl ein 4x4-Auto noch Mühe gehabt. So begann es schon dunkel zu werden und wir wagten uns durchs Schwemmland. Der Fahrweg war mehr oder weniger trocken. Links und rechts davon wars aber sumpfig und nass. Hätte es geregnet über Nacht, wir wären wohl eine Woche lang festgesessen.
Der sogenannte Camping war dann halb unter Wasser gestanden und es war keine Menschenseele da ausser uns und so einem komischen "Gomöli". Den haben wir dann mit unserem super Spanisch gefragt "esta abierto, el Camping? - Ist der Camping offen?" Si, si - stellt euch da vorne hin, hat Herr Gomöli gemeint und wir sind, wie geheissen, da vorne hingefahren. Das heisst, wir wollten. Auf halbem Weg sind wir nämlich im Sumpf stecken geblieben, Wuala! Von Mücken gejagt haben wir versucht wieder rauszukommen, interessiert bestaunt vom Gomöli... Auch als er dann schliesslich doch noch mit angepackt hat, sind wir nicht rausgekommen.
Da ist dann zum Glück noch sein Kollege gekommen und hat uns schliesslich mit seiner alten Klapperkiste rausgezogen. Wäre es nicht dunkel und schon spät gewesen, wir wären fluchtartig verschwunden. So sind wir aber geblieben, nachdem man uns in einem halbverfallenen Gebäude noch gezeigt hat, wo die Baños sind. Licht gebe es keins, wir müssten eine Taschenlampe mitnehmen. Am nächsten Morgen waren wir dann froh, dass wir die Taschenlampe nicht ausgepackt haben... Und im Nachhinein wissen wir jetzt auch, dass wir wunderprächtig abgezockt worden sind. Danke vöumou.
Mampf
Wie haben wir uns gefreut, als wir in Buenos Aires unseren ersten Lebensmittel-Einkauf getätigt haben. Viel Interessantes, viel Bekanntes (Knorr z.B) und endlich wieder einmal richtige Joghurts (nach den No-Fat-Schlabber-Nichtsschmeck-Ami-Joghurts) und anständiger Käse im Kühlregal.
Auch das Gemüse und die Früchte haben wunderprächtig ausgesehen, wobei die Auswahl schon da etwas dürftig war. Und das Fleisch, aus dem dafür bekannten Argentinien - Yummy!
Das war in Buenos Aires und seither sind wir etwas geschockt vom Angebot, vorallem in den Supermercados. Klar, sind wir schon etwas verwöhnt in der CH aber auch mit viel gutem Willen kann man das dürftige Frucht und Gemüse-Angebot, auch in den grösseren Städten, eher als Kompost bezeichnen. Da schlabbert und welkt das Gemüse und die Früchte im Regal nur so dahin und treibt einem dazu sich an Büchsenerbsli und -mais zu erfreuen. So sind wir auf die lokalen Märkte und Strassenverkäufer Strassenverkäufer "ausgewichen", aber auch da war uns das Glück bislang noch nicht allzu oft hold.
Zudem werden wir im Fleischland Argentinien wohl noch zu Vegetariern. Ausser in Buenos Aires und in Salta haben wir uns nicht mehr in eine Metzgerei gewagt um Fleisch zu kaufen. Irgendwie bringen wir es nicht übers Herz an einem Ort Fleisch zu kaufen, wo viele Fliegen fliegen und wo Fleischstücke oder gar halbe Kühe ungekühlt in der Gegend herumstehen oder -hängen.
Dabei wäre es ja so was von billig, das Fleisch - 1 kg Rindsfilet kostet hier etwa 25 Peso, was ungefähr Fr. 10.00 entspricht. Vielleicht sind wir etwas gar wählerisch, aber Magengeschichten, vor allem bei Nika, wollen wir eben unbedingt vermeiden.
Polizei
Polizeikontrollen scheinen hier ganz gross in Mode zu sein. Es scheint fast, als habe jedes Kaff sein Polizeihäuschen am Dorfeingang, zwei, drei Plastikmarkierhüte auf dem Boden und mindestens einen oder gleich mehrere gelangweilte Polizisten auf der Strasse.
Nachdem man die schwer zu deutenden Handzeichen für Stop oder Weiterfahren gedeutet hat, sind die meisten Polizisten freundlich und eifrig dabei, alle möglichen Ausweise scheinbar auswendig zu lernen.
Einer war ganz eifrig und hat gleich auch noch Notizen gemacht. Dann hat es geheissen aussteigen und zeigen ob man 2 (!) Pannendreiecke, ein Abschleppseil, einen Feuerlöscher und ein 1. Hilfe-Set an Bord hat. Zum Abschleppseil und Feuerlöscher zeigen sind wir gar nicht gekommen und schon hat es geheissen, mitkommen ins Polizeihüttli. Da sind dann Zahlen auf einem Zettel erschienen 120 + 280 = 400.
Auch mit wenig spanisch Kenntnissen war klar, dass es sich um eine Busse von 400 Peso = ca. Fr. 160 handelt. Dass die Sachen im Auto sind, davon wollte der Herr Polizist nicht wissen. Er hat vielmehr von seinem Polizeihäuschen, das dringend gestrichen werden müsste, angefangen zu erzählen. Auch dem sich gaaaaanz dumm stellenden Touristen, der plötzlich überhaupt kein Spanisch mehr verstanden hat, hat es relativ rassig gedämmert; der Herr Polizist wollte sich etwas in den eigenen Sack wirtschaften, als er nachgefragt hat, wie viel wir anstelle der Busse dazu Spenden würden. Tätää!
Wahrscheinlich wars der Anblick einer vor Wut und Entrüstung kochenden Irène, dass der gierige Tschugger plötzlich dann doch die Ausweise wieder zurückgegeben und uns gute Fahrt gewünscht hat. Auf jeden Fall schauen wir jetzt immer zuerst, wie gut das Polizeihüttli im Schuss ist, wenn wir auf der Strasse orange Markierhüte und komische Zeichen machende Polizeikameraden sehen.
Schwer zu deutende polizeiliche Handzeichen haben und dann auch das zweite polizeiliche Erlebnis beschert. Da steht doch einer dieser Polizisten am Strassenrand und macht einer seiner komischen, undeutbaren Handzeichen. Der freundliche Schweizer Chauffeur will ja nicht dem freundlichen argentinischen Polizisten davonfahren und hält sicherheitshalber einmal an. Der freundliche argentinische Polizist steuert freudestrahlend auf das Auto zu, öffnet die Beifahrer-Türe und fragt, ob wir ihn bis zur nächsten 10 km entfernten Kreuzung mitnehmen könnten. So wurde der freundliche Schweizer Chauffeur zum Taxi für den freudestrahlenden argentinischen Polizisten (ohne genau zu wissen, was die erlaubt Höchstgeschwindigkeit auf dieser Strasse war), der an der gewünschten Kreuzung andere freundliche Chauffeure kontrollieren ging...
Los Suizos - Schweizer-Abende
Obwohl wir bei unseren Campingbesuchen oft die Einzigen waren, haben wir doch auch ab und an Nachbarn gehabt und so auch andere Schweizer Reisevögel kennengelernt.
In Iguazù haben wir so ein feuerrotes VW-Büssli und ein weisser Nissan Pajero mit SG- bzw. SO-Kennzeichen auf dem Camping erblickt und Bekanntschaft mit Erwin und Isabelle sowie Guido geschlossen. Sie haben ihre Zelte in der Schweiz abgebrochen, das Auto nach Argentinien verschifft und erkunden nun für unbestimmte Zeit Süd- und dann Nordamerika. Solange wie eben das Geld reicht und die Reiselust da ist.
Wir haben gestaunt (und waren auch etwas neidisch), wie clever und durchdacht Guido sein Büssli ausgebaut und eingerichtet hat. Haben eine Ahnung erhalten, was es geheissen hätte, wenn wir doch auch unser Büssli verschifft hätten, sind gemütlich beisammen gesessen, haben viel gelacht und zuviel Wein getrunken.

Zudem haben wir uns ganz viel Gedanken gemacht über die Vermarktungsmöglichkeiten von Guidos Reiseklo. Ob stil- und naturgerecht mit Klappspaten und Loch oder dann mit einem reissfesten und tropfsicheren Coop-Säckli angewendet - eine feine Sache in gewissen Lebenslagen. Einen Namen für das Reiseklo haben wir bereits - Guiduazù-Klo - über die Marketingstrategie dazu machen wir uns nun auf dem Rest der Reise und dem 1 : 1-Härtetst Gedanken.

In Salta war er unübersehbar, der grosse graue Lasti mit ZH-Nummer der da auf dem Platz stand. Er gehört Edy und Brigitte Odermatt, die seit bald zwei Jahren in Südamerika auf ihrer Lebensreise sind. Den Lasti haben sie mit vielen Jahren Reiseerfahrung selber geplant und bauen lassen und nun kurven sie mit diesem Bijou durch die abgelegensten Gegenden in Südamerika. Wer will kann mehr erfahren über die beiden unter www.waypoints.ch

Das hat nämlich bedeutet, dass wir sehr viel Zeit mit Autofahren verbringen mussten. Zum einen für den Weg hoch zu den Fällen und zum anderen weiter westlich durchs Nichts, bis wieder etwas Sehenswertes gekommen ist. Dann noch zurück nach Buenos Aires, wo wir uns nun auf den Flug weiter südlich und den zweiten Monat Argentinien, in Patagonien, vorbereiten.
Wir haben die Distanzen zwischen den touristisch lohnenden und uns interessierenden Zielen etwas unterschätzt und waren uns der Tatsache, dass es zwischen diesen Sights nicht wirklich viel Interssantes gibt, zu wenig bewusst. Zudem konnten wir es an den schönen Orten nicht ganz so gut geniessen und diese Orte erleben. Dies einerseits, weil es hier einfach nicht so gut organisiert und erschlossen ist und man nicht weiss, wo man z.B. wandern oder näher an das Zeugs ran gehen kann (oder wir waren zu dumm um es zu finden) und weil eben "anderes Land, andere Sitten" und wir uns daran noch nicht so gewöhnt sind. Das hat nun einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlassen und wir geben zu, dass wir hoffen, der zweite Monat in Patagonien wird besser.
So oder so, der aktuelle Update ist etwas lang (klar in einem Monat erlebt sich so einiges). Darum haben wir den Text etwas unterteilt. Gleich nachher stellen wir die Sights vor, die wir besucht haben. Da gibt es für die "nur Bildli-Anluger" auch das eine oder andere Bild zum Text. Für alle, die dann noch fit sind, gibt es im zweiten Teil einige Eindrücke und "Schmankerls" aus unserem ersten Monat Argentinien, mit etwas weniger Bildli.
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Teil 1
Buenos Aires
Nach der Misere mit dem Flug nach Argentinien sind wir glücklich (all unser Gepäck war auch da) und müde in Buenos Aires angekommen. Der mit dem Hotel vereinbarte Transport vom Flughafen war dann nirgends zu sehen. Halb so schlimm, da gibt es ja noch Taxis - die aber so klein sind, dass es nicht reicht für Gepäck, Kinderwagen und eine Kleinfamilie auf Reisen. So sind wir eben mit zwei Taxis ins "Dörfli" und ins Hotel gemäht (ja, tatsächlich gemäht, zum Fahrstil der Argentinier mehr weiter unten).
Da haben wir uns auf eine ruhige Nacht und viel Schlaf am Morgen gefreut. Beim Check-in dann aber das grosse "Hallo". Eine Baustelle - und todmüde wie wir waren zu später Stunde, haben wir uns schampar gefreut auf das Gehämmer, Gebohre und Geklimpere, das uns am Morgen erwartet. Zum Glück fängt man hier etwas später an mit Arbeiten. Ans Zimmer haben wir uns dann schlussendlich gewöhnt, aber am Anfang war es schon auch so eine grössere Enttäuschung, für den stolzen Preis und vor allem nach den schwulstigen Mails, die wir vom Direttore erhalten haben. Jä no!
Von Buenos Aires haben wir nicht wirklich viel gesehen. Nun, wenn wir ganz ehrlich sind, so richtig traurig darüber sind wir auch gar nicht. Unser Eindruck von der Stadt lässt sich umschreiben mit Bienenhaus und BrummBrumm - und Lederjacken finden wir sowieso nicht cool.




Unglaublich, wie viel Volk es hier auf der Strasse hat, es wird einem wirklich fast schwindlig. Wirklich wie im Bienenhaus oder in einem Ameisenhaufen geht es hier zu und her. Dann der Lärm, der Verkehr und der Gestank von den unzähligen ururalten, uralten, alten und, ja, auch modernen Autos und Bussen und Lastwagen, der für unseren Gusto unerträglich ist. Ja und überall die Verkäufer, die einem Lederjacken oder sonstiges andrehen wollen...
Wir müssen aber auch sagen, neben der fehlenden Lust am Entdecken dieser Stadt, hatten wir auch nicht wirklich viel Zeit dafür. Es hat nämlich noch verschiedenste Sachen zu erledigen gegeben, was zusammen mit dem Entertainment von Nika doch sehr aufwändig und zeitraubend war.
Cataratas Iguazù - Iguazù-Wasserfälle
Das erste Highlight, das wir in Argentinien besucht und bestaunt haben, waren die sagenhaften Iguazù-Wasserfälle. Dafür sind wir in dreieinhalb Tagen rund 1'500 km nordwärts in tropisch-feuchtes Regenwald-Gebiet am nordöstlichsten Zipfel von Argentinien geblocht. Aber der Krampf hat sich mehr als gelohnt. Wobei wir beim ersten Besuch des Nationalparks in den "Genuss" eines bewölkten Tages und eines heftigen Gewitters gekommen sind. So trüb wollten wir die Fälle nicht in Erinnerung behalten, was bedeutet hat, dass wir zwei Tage Regenwetter mit mehr oder weniger herumhängen verbringen mussten. Für die Warterei wurden wir dann aber mit einem strahlend sonnigen Tag belohnt, wo wir die Fälle in ihrer ganzen Pracht nochmals bestaunen konnten.
Wir haben ja schon den einen oder anderen Wasserfall gesehen, aber eine solches quasi Wasserfall-System mit Wasserfall-Vorhang an Wasserfall-Vorhang ist uns noch nie vor die Augen gekommen - einfach fantastisch.
Es gibt einen Upper Trail, wo man die Fälle mal von oben bewundern kann. Da haben wir uns gedacht, na ja, ganz nett. Beim Lower Trail kommt man der Sache schon näher und man kann das Wasserfall-Wirrwarr von unten und von ganz nahe betrachten. Das fährt dann schon zünftig ein. So schön, so eindrucksvoll.






Den absoluten "Wow-Effekt", wo einem buchstäblich das Maul offen steht, gibt es dann beim dritten Ausblick, bei der Garganta del Diabolo - der Teufelsschlucht. Nichtsahnend und Nichtshörend läuft man auf einem Steg über einen grossen, ruhig dahinplätschernden Fluss. Von weitem sieht man dann, dass sich irgend etwas tut. Dieses Irgendetwas ist ein etwa 2/3-Kreis mit einer Schlucht als Ausgang, wo gewaltige Wassermassen von allen Seiten in die Tiefe stürzen und durch eine Schlucht von Wasserfall-Vorhängen gesäumt wegfliessen. Ein unglaubliches und faszinierendes Schauspiel, das schwierig zu beschreiben und mit normaler Fotoausrüstung gar nicht richtig in Bilder zu fassen ist.



Es soll im Park auch verschiedenste bunte Vögel sowie andere Tiere geben. Ausser den lustigen Coaties, einer Ameisenbären-Art, haben wir davon leider nicht allzu viel zu Gesicht bekommen.


Salta - Quebrada de Huamuhaca
Unser nächstes Reiseziel war Salta, im Nordwesten von Argentinien, an den Ausläufern der Anden. Wieder 1'500 km Weg waren zu bewältigen und der grösste Teil davon durchs absolute Nichts. Wieder haben wir das in dreieinhalb Tagen geschafft und sind vom Regenwald in eine immer trockenere, bergige Gegend gefahren. Dabei mussten wir den "Chaco" durchqueren, eine riesige, gottverlassene, langweilige, öde Gegend mit kleineren und grösseren Ortschaften. Diese Käffer, mitten drin im Nirgendwo, haben allesamt ausgesehen, als ob vor zwei Tagen ein Wirbelsturm vorbeigekommen ist und man soeben die ersten Aufräumarbeiten erledigt hat.
Von Salta aus haben wir die Quebrada de Huamuhaca, die Huamuhaca-Schlucht, besucht. Nun in unseren Augen war das keine Schlucht sondern ein Tal, eingerahmt von Bergen, die in allen Farben geleuchtet haben. Wunderschön.



Los Cardones - Riesenkaktus-Nationalpark oder Blindflug auf 3'350 m
Riesenkaktusse wollten wir endlich einmal bestaunen und südlich von Salta gibt es einen Nationalpark wo wir dies tun wollten. Dafür hatten wir über einen 3'350 Meter hohen Pass zu fahren. Wie das so üblich ist in Argentinien, sind die Strassen abseits der Hauptrouten meisten "Ripio", also Schotterpisten und das über zig-Kilometer.
Soweit so gut. Nach einem wolkenlosen Hitzetag hat unser Reisetag etwas trüb begonnen, überall Wolken und zwischendurch doch noch etwas Sonne. Nie und nimmer hätten wir aber daran gedacht, dass wir ab Zweitausendirgendetwas Metern im "sturmsdicken" Nebel eine Passfahrt auf über 3'000 m auf einer holperigen, aber unerwartet guten Schotterpiste machen.

Mit einer Sicht von vielleicht 5 Metern haben wir uns Kehre um Kehre buchstäblich im Blindflug (wobei Flug eigentlich falsch ist, bei einem Tempo von 25 bis 30 km/h) auf die Passhöhe geschraubt, um dann "äneabe" plötzlich wieder in der Sonne und in einer Riesenkaktus-Landschaft zu stehen. Wunderprächtig und dafür hat sich der Nebeltrip mehr als gelohnt.







Quebrada de Cafayate
Eigentlich wollten wir ja nach der Passfahrt und der Nacht in einem Ort mit Namen Cachi weiter südwärts durch ein vielgerühmtes, wunderschönes und spektakuläres Gebiet nach Cafayate fahren. Das hätte bedeutet, dass wir 160 Ripio-km auf der berühmt berüchtigten Ruta Nacional 40 hätten hinter uns bringen sollen. Nun, nach 10 km haben wir dieses Unterfangen mit "Schüttelfrost" beendet, haben kehrt gemacht und den einzigen anderen Weg, nämlich den über unseren Nebelpass nochmals unter die Räder genommen.
So konnten wir nochmals und noch ausgiebieger um die Riesenkaktusse herumschleichen und, da dieses Mal kein Nebel unseren Blick störte, haben wir auch gesehen, wo wir auf dem Hinweg überhaupt durchgefahren sind. Und das war durchaus eine sehenswerte Gegend.


So wie auch die Schlucht auf dem anderen Weg nach Cafayate.



Zu mehr haben die dreieinhalb Wochen (minus 2 Regen-Hängertage und dem Zusatz-Buenos Aires-Tag - siehe "Unser neuer Winnie") im Norden von Argentinien leider nicht gereicht, da wir die letzten viereinhalb Tage (inkl. 1 autofreier Tag) noch fürs langweilige Zurückfahren nach Buenos Aires benötigten. Das ist Schade und hat uns eben auch leicht unzufrieden gemacht, sodass wir wie gesagt hoffen, der zweite Argentinien-Monat in Patagonien wird besser.
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Teil 2
Unser neuer "Winnie"
Nach 3 Tagen BA ist der Tag der Camper-Übernahme gekommen. Mitten in der Stadt, na bravo. Wir haben uns ja nach dem riesigen Winnie auf etwas Kleineres gefreut und das haben wir dann auch erhalten. Nigelnagelneu, wir seien die ersten Kunden auf dem "Kutschli", mit dem wir nun zwei Monate durch Argentinien kurven werden.

Wir haben dann aber herausgefunden, dass dieses Ding doch etwas zu klein ist für uns und uns die Farbe nicht anspricht. So haben wir reklamiert und verlangt, dass noch das eine oder andere Detail ausgebessert wird. Deshalb mussten wir noch einen Tag länger in BA verbringen.
Nein, nein, ganz so war es natürlich nicht. Aber wir mussten tatsächlich einen Tag länger in BA bleiben, da unser wirklich nigelnagelneues Gefährt eben doch noch nicht ganz fit war für unsere Reise.

Unser Renault Master musste nach der Übernahme noch einmal in die Rep und das hat viel länger als vorgesehen gedauert. Am späten Freitag-Nachmittag, bei strömendem Regen und bei diesem mörderischen Kamikaze-Verkehr wollten wir nicht mehr aus der Stadt fahren und haben eben noch eine Nacht in Buenos Aires verbracht.
Wir sind eigentlich sehr zufrieden mit unserer neuen "Bleibe auf Rädern". Sie ist schon markant kleiner als unser "Ami-Winnie" und wir sind uns anfänglich schon etwas auf den Füssen herumgestanden. Nachdem unsere Einzimmerwohnung gut eingerichtet, aufgeräumt und organisiert ist, haben wir uns daran gewöhnt und uns gut eingelebt darin.
Verkehr
Vor dem Kamikaze-Fahrstil der Argentinier hat man uns ja schon vorgewarnt und bei der Taxifahrt vom Flughafen ins Hotel haben wir auch bereits ein "Müsterli" davon erhalten. Tja und eigentlich ists noch schlimmer. Für alle Fans und Anhänger der guten alten doppelten Sicherheitslinie - forget it, die ist zwar überall da, aber nur um ganz bestimmt überfahren zu werden. Vorallem in unübersichtlichen Kurven überholen ist der gaaanz letzte Schrei hier. Aus einer zweispurigen Strasse wird generell eine Drei- bis Vierspurige. Wer grün hat, der hat grün und geniesst das. Und Tempolimiten zählen weder auf den grossen Avenidas und den kleinen Gassen noch Überland ganz bestimmt sicher nix... Obwohl man auch hier Radar macht - Das sieht dann aus wie ein Fotograf in den Anfängen der Fotografie - auf dem Klappstuhl am Strassenrand, mit einem Tuch über dem Kopf und dem Radarding wild herumfuchtelnd in der Hand.
Ach ja, und was da auf den Strassen alles herumfährt, das ist schon fast unglaublich. Nach den Übergrossen Fahrzeugen in Amerika fallen einem die kleinen Peugeots, Fiats und Renaults doch recht auf. Der Opel Corsa heisst hier Chevrolet Corsa und hat ein Stufenheck, damit doch noch etwas mehr Platz da ist (und wie viele Leute man da reinpacken kann!).
Dann gibt es noch die Marke "Rost und Rüttel". Die scheint weit verbreitet und begehrt zu sein und ehrlich, das staunt man nur noch, dass diese Kisten überhaupt noch fahren. Hier fährt nähmlich der Rost spazieren und so ziemlich jedes Teil am "Auto" wackelt und schwabbelt wenn dann der Chauffeur das Ding in Gang gebracht hat.
Und schliesslich sind da noch die Lastwagen. Da gibt es auch ganz wunderbare Modelle. Moderne u.a. VW-Lastis (wir haben gar nicht gewusst, dass VW auch Lastwagen baut). Und dann die heillos überladenen alten Modelle. die mehr rauchen als fahren. Ein schönes Bild aber so was von eklig beim Hinterherfahren und warten bis man auf der einspurigen Ruta Nacional wieder mal überholen kann.
Das Töffli scheint ebenfalls recht begehrt zu sein und schnell ist aus so einem Ofenbänkli-Flitzer ein Familienkutschli gemacht. Vorne der Papi (mit Helm) und dahinter zwei Kids eingeklemmt zwischen Mami, die sich verzweifelt versucht an Papi festzuklammern (selbstverständlich alle ohne Helm).
Camping
Es gibt drei Möglichkeiten für die Übernachtung im Camper in Argentinien. Im Camping, auf dem Lasti-Parkplatz bei der Tankstelle oder irgendwo im Judihui draussen.
Gemäss unserer Erfahrung schläft es sich auf der Tankstelle oder im Judihui draussen eigentlich fast besser als auf dem Camping. Das Judihui irgendwo draussen ist unschlagbar, wenn man einen schönen Platz findet - manchmal tut es auch ein "Bäumliplätzli" neben der Strasse. Auch die Tankstelle ist eigentlich den meisten Campings (mit bislang einer Ausnahme) vorzuziehen. Die Tankstellen sind nähmlich, wie das "Bäumliplätzli", gratis, haben eigentlich die saubereren WC's und Duschen und sind erstaunlicherweise nicht lauter als die Campings...
Wobei, wir wollen hier nicht den Rappenspalter markieren. Bei Preisen von Fr. 2.50 bis Fr. 10.00 für eine Nacht im Camping wäre das nicht so das Problem. Irgendwie ist es aber nicht ganz befriedigend, wenn man aber für einen Schlafplatz mit meistens halbverfallener Einrichtung, lauter Nachbarschaft oder streunenden Hunden, die in den Baños (WC's) schlafen oder gar Totgeburten machen, zahlen muss.
Einen bleibenden Eindruck hat auch unsere erste Camping-Nacht in Argentinien hinterlassen. In Gualeguaychú wollten für unsere erste Nacht im neuen Camper auf einen Camping gehen, damit wir uns da richtig einrichten und uns reisefertig machen können. Die Suche hat etwas gedauert. Unsere erste Wahl schien nicht mehr zu existieren, zum zweiten von uns angesteuerten Camping konnten wir gar nicht fahren, da hätte wohl ein 4x4-Auto noch Mühe gehabt. So begann es schon dunkel zu werden und wir wagten uns durchs Schwemmland. Der Fahrweg war mehr oder weniger trocken. Links und rechts davon wars aber sumpfig und nass. Hätte es geregnet über Nacht, wir wären wohl eine Woche lang festgesessen.
Der sogenannte Camping war dann halb unter Wasser gestanden und es war keine Menschenseele da ausser uns und so einem komischen "Gomöli". Den haben wir dann mit unserem super Spanisch gefragt "esta abierto, el Camping? - Ist der Camping offen?" Si, si - stellt euch da vorne hin, hat Herr Gomöli gemeint und wir sind, wie geheissen, da vorne hingefahren. Das heisst, wir wollten. Auf halbem Weg sind wir nämlich im Sumpf stecken geblieben, Wuala! Von Mücken gejagt haben wir versucht wieder rauszukommen, interessiert bestaunt vom Gomöli... Auch als er dann schliesslich doch noch mit angepackt hat, sind wir nicht rausgekommen.
Da ist dann zum Glück noch sein Kollege gekommen und hat uns schliesslich mit seiner alten Klapperkiste rausgezogen. Wäre es nicht dunkel und schon spät gewesen, wir wären fluchtartig verschwunden. So sind wir aber geblieben, nachdem man uns in einem halbverfallenen Gebäude noch gezeigt hat, wo die Baños sind. Licht gebe es keins, wir müssten eine Taschenlampe mitnehmen. Am nächsten Morgen waren wir dann froh, dass wir die Taschenlampe nicht ausgepackt haben... Und im Nachhinein wissen wir jetzt auch, dass wir wunderprächtig abgezockt worden sind. Danke vöumou.
Mampf
Wie haben wir uns gefreut, als wir in Buenos Aires unseren ersten Lebensmittel-Einkauf getätigt haben. Viel Interessantes, viel Bekanntes (Knorr z.B) und endlich wieder einmal richtige Joghurts (nach den No-Fat-Schlabber-Nichtsschmeck-Ami-Joghurts) und anständiger Käse im Kühlregal.
Auch das Gemüse und die Früchte haben wunderprächtig ausgesehen, wobei die Auswahl schon da etwas dürftig war. Und das Fleisch, aus dem dafür bekannten Argentinien - Yummy!
Das war in Buenos Aires und seither sind wir etwas geschockt vom Angebot, vorallem in den Supermercados. Klar, sind wir schon etwas verwöhnt in der CH aber auch mit viel gutem Willen kann man das dürftige Frucht und Gemüse-Angebot, auch in den grösseren Städten, eher als Kompost bezeichnen. Da schlabbert und welkt das Gemüse und die Früchte im Regal nur so dahin und treibt einem dazu sich an Büchsenerbsli und -mais zu erfreuen. So sind wir auf die lokalen Märkte und Strassenverkäufer Strassenverkäufer "ausgewichen", aber auch da war uns das Glück bislang noch nicht allzu oft hold.
Zudem werden wir im Fleischland Argentinien wohl noch zu Vegetariern. Ausser in Buenos Aires und in Salta haben wir uns nicht mehr in eine Metzgerei gewagt um Fleisch zu kaufen. Irgendwie bringen wir es nicht übers Herz an einem Ort Fleisch zu kaufen, wo viele Fliegen fliegen und wo Fleischstücke oder gar halbe Kühe ungekühlt in der Gegend herumstehen oder -hängen.
Dabei wäre es ja so was von billig, das Fleisch - 1 kg Rindsfilet kostet hier etwa 25 Peso, was ungefähr Fr. 10.00 entspricht. Vielleicht sind wir etwas gar wählerisch, aber Magengeschichten, vor allem bei Nika, wollen wir eben unbedingt vermeiden.
Polizei
Polizeikontrollen scheinen hier ganz gross in Mode zu sein. Es scheint fast, als habe jedes Kaff sein Polizeihäuschen am Dorfeingang, zwei, drei Plastikmarkierhüte auf dem Boden und mindestens einen oder gleich mehrere gelangweilte Polizisten auf der Strasse.
Nachdem man die schwer zu deutenden Handzeichen für Stop oder Weiterfahren gedeutet hat, sind die meisten Polizisten freundlich und eifrig dabei, alle möglichen Ausweise scheinbar auswendig zu lernen.
Einer war ganz eifrig und hat gleich auch noch Notizen gemacht. Dann hat es geheissen aussteigen und zeigen ob man 2 (!) Pannendreiecke, ein Abschleppseil, einen Feuerlöscher und ein 1. Hilfe-Set an Bord hat. Zum Abschleppseil und Feuerlöscher zeigen sind wir gar nicht gekommen und schon hat es geheissen, mitkommen ins Polizeihüttli. Da sind dann Zahlen auf einem Zettel erschienen 120 + 280 = 400.
Auch mit wenig spanisch Kenntnissen war klar, dass es sich um eine Busse von 400 Peso = ca. Fr. 160 handelt. Dass die Sachen im Auto sind, davon wollte der Herr Polizist nicht wissen. Er hat vielmehr von seinem Polizeihäuschen, das dringend gestrichen werden müsste, angefangen zu erzählen. Auch dem sich gaaaaanz dumm stellenden Touristen, der plötzlich überhaupt kein Spanisch mehr verstanden hat, hat es relativ rassig gedämmert; der Herr Polizist wollte sich etwas in den eigenen Sack wirtschaften, als er nachgefragt hat, wie viel wir anstelle der Busse dazu Spenden würden. Tätää!
Wahrscheinlich wars der Anblick einer vor Wut und Entrüstung kochenden Irène, dass der gierige Tschugger plötzlich dann doch die Ausweise wieder zurückgegeben und uns gute Fahrt gewünscht hat. Auf jeden Fall schauen wir jetzt immer zuerst, wie gut das Polizeihüttli im Schuss ist, wenn wir auf der Strasse orange Markierhüte und komische Zeichen machende Polizeikameraden sehen.
Schwer zu deutende polizeiliche Handzeichen haben und dann auch das zweite polizeiliche Erlebnis beschert. Da steht doch einer dieser Polizisten am Strassenrand und macht einer seiner komischen, undeutbaren Handzeichen. Der freundliche Schweizer Chauffeur will ja nicht dem freundlichen argentinischen Polizisten davonfahren und hält sicherheitshalber einmal an. Der freundliche argentinische Polizist steuert freudestrahlend auf das Auto zu, öffnet die Beifahrer-Türe und fragt, ob wir ihn bis zur nächsten 10 km entfernten Kreuzung mitnehmen könnten. So wurde der freundliche Schweizer Chauffeur zum Taxi für den freudestrahlenden argentinischen Polizisten (ohne genau zu wissen, was die erlaubt Höchstgeschwindigkeit auf dieser Strasse war), der an der gewünschten Kreuzung andere freundliche Chauffeure kontrollieren ging...
Los Suizos - Schweizer-Abende
Obwohl wir bei unseren Campingbesuchen oft die Einzigen waren, haben wir doch auch ab und an Nachbarn gehabt und so auch andere Schweizer Reisevögel kennengelernt.
In Iguazù haben wir so ein feuerrotes VW-Büssli und ein weisser Nissan Pajero mit SG- bzw. SO-Kennzeichen auf dem Camping erblickt und Bekanntschaft mit Erwin und Isabelle sowie Guido geschlossen. Sie haben ihre Zelte in der Schweiz abgebrochen, das Auto nach Argentinien verschifft und erkunden nun für unbestimmte Zeit Süd- und dann Nordamerika. Solange wie eben das Geld reicht und die Reiselust da ist.
Wir haben gestaunt (und waren auch etwas neidisch), wie clever und durchdacht Guido sein Büssli ausgebaut und eingerichtet hat. Haben eine Ahnung erhalten, was es geheissen hätte, wenn wir doch auch unser Büssli verschifft hätten, sind gemütlich beisammen gesessen, haben viel gelacht und zuviel Wein getrunken.

Zudem haben wir uns ganz viel Gedanken gemacht über die Vermarktungsmöglichkeiten von Guidos Reiseklo. Ob stil- und naturgerecht mit Klappspaten und Loch oder dann mit einem reissfesten und tropfsicheren Coop-Säckli angewendet - eine feine Sache in gewissen Lebenslagen. Einen Namen für das Reiseklo haben wir bereits - Guiduazù-Klo - über die Marketingstrategie dazu machen wir uns nun auf dem Rest der Reise und dem 1 : 1-Härtetst Gedanken.

In Salta war er unübersehbar, der grosse graue Lasti mit ZH-Nummer der da auf dem Platz stand. Er gehört Edy und Brigitte Odermatt, die seit bald zwei Jahren in Südamerika auf ihrer Lebensreise sind. Den Lasti haben sie mit vielen Jahren Reiseerfahrung selber geplant und bauen lassen und nun kurven sie mit diesem Bijou durch die abgelegensten Gegenden in Südamerika. Wer will kann mehr erfahren über die beiden unter www.waypoints.ch


i.and.i - 29. Okt, 14:56