Nach den ersten 4 Wochen Argentinien haben wir uns trotz schönen Erlebnissen insgeheim fast gewünscht bereits weiterzuziehen. Nach 8 Wochen Argentinien ist uns der Abschied von diesem Land äusserst schwer gefallen. Weshalb wir uns doch fast etwas verliebt haben in dieses Land und unser Leben hier könnt ihr auf den folgenden Zeilen nachlesen.
Mittlerweile sind wir bereits in Australien, genauer gesagt in Alice Springs, angekommen. Hier sammeln wir wieder Kräfte von insgesamt 5 Flügen oder über 25 Flugstunden und der "tollen", nervenaufreibenden Warterei dazwischen, erholen uns von einer MagenDarm-Geschichte und machen uns bereit für unsere letzten 3 Monate on Tour in DownUnder.
Ach ja, auf dem ersten von den fünf Flügen von Trelew nach Buenos Aires durfte die Reisegruppe Arnold in der Business Class Platz nehmen. Hui, ein Orangensäftli vor dem Start, ein Gutzi hier, ein Gutzi da, ein Tischtuch auf dem Mampfi-Tablett, und nicht so ein hingeknalltes, in Plastik eingewickeltes Gummi-Sandwich wie beim Hinflug sondern gleich zwei feine fleischig-gemüsige Mampfis, schön serviert auf dem Teller. Und das allles auf einem schön breiten Sitz mit viiiel Beinfreiheit. Schön so, wonderbärri. Wir wissen nur nicht so recht, wem wir das zu verdanken haben. Hatten wir einfach Glück oder hatte da jemand sene Finger im Spiel. Auf jeden Fall DANKE TUUSIG Aerolineas Argentina oder dann dem edlen, leider unbekannnten, Spender der uns hat Upgraden lassen! :-)
Jetzt aber los, hier die Facts und Bilder unseres Patagonien-Monats:
Buenos Aires - Trelew
Man könnte fast meinen, jemand mag es uns nicht gönnen oder will es uns vermiesen, dass Fliegen mit Nika so toll läuft :-(
Für den zweiten Monat Argentinien stand der Flug von Buenos Aires nach Trelew im Norden von Patagonien an. Schön wie es sich gehört sind wir 2 Std. vor Abflug auf dem Flughafen und beim Check-In gewesen um dann zu erfahren, dass der Flug statt um 15.00h erst um 16.00 h startet. Wunderbar, es ist ja so was von toll, auf einem Flughafen eine Stunde mehr totzuschlagen. Auf den Anzeigetafeln stand dann schon bald 16.30 h (Grrr...) und geflogen sind wir dann um 17.15 h (Doppel-Grrr...).
Wer jetzt gemeint hat, das wars (wie wir, höhöhö), hat eben falsch gemeint. Kurz vor der Landung in Trelew hat der Pilot herausgefunden, dass er da gar nicht landen kann und hat wieder Gas gegeben um, uns ins 400 km weiter entfernte Commodore Rivadavia zu fliegen (dreifach Grrr...). Dort hat man uns wortlos mal aussteigen und warten lassen (Grrr...Grrr...Grrr...Grrr). Schliesslich durften wir wieder einsteigen, wurden 400 km zurückgeflogen und sind so mit über 4 Std. Verspätung doch noch da wo wir hin wollten angekommen.
Tja und das Learning aus der Geschichte - Mami und vor allem Papi haben sich mehr geärgert als die Kleinste der Noldi-Reisegruppe, die allen Grund dafür gehabt hätte.
Peninsula Valdes
Als ersten Höhepunkt in Patagonien und einem der Gründe, weshalb wir nach Argentinien wollten, haben wir die Valdes-Halbinsel bzw. das dortige Naturreservat besucht. Wale, See-Löwen, See-Elefanten unde Pinguine wollten wir dort sehen - und ja, haben wir auch!
Es ist ja schon ein hartes Stück Arbeit, das Sight- bzw. Tier-Seeing auf Valdes - Vorallem fürs Auto. Dort gibt es nämlich nicht einfach einen Ort wo man hingeht und da sind die "Viecher". Nein, die entsprechenden Tierbeobachtungspunkte sind über die ganze Halbinsel verstreut. Im Durchschnitt fährt man so zu jedem dieser Punkte etwa 70 km und das auf "Ripio", also holtertipolterigen und staubigen Schotterpisten (Bäääh!). Hin und dann auch wieder zurück, weil man nirgends "wild" campen darf auf Valdes.
So haben wir am ersten Tag den Punto Pyramide angesteuert, wo man die See-Löwen bestaunen kann. Na ja, die waren wohl gerade in den Ferien. Und die paar wenigen, die da waren, hat man von hoch oben und weit weg gesehen. Nicht so toll.
Also weiter zur Caleta Valdes, zu den See-Elefanten. Wir wollten endlich auch die Männchen sehen und Voilà, da lagen sie. Das sind dann schon ganz dicke, träge Dinger, diese Riesenkolosse, die da am Strand herumgelegen sind. Leider nur gelegen, keiner hat gekämpft und sein Harem verteidigt. Auf dem Rückweg haben wir dann noch bei den Pinguinen vorbeigeschaut. Da waren nicht so viele (die gibt’s dafür weiter südlich zu Hauf), aber für eine staunende und begeisterte Nika hats allemal gereicht.
Am späten Nachmittag dann haben wir kurzentschlossen die für den nächsten Tag geplante Whale-Watching Tour vorverlegt. Das Wetter sei für Morgen evtl. nicht so gut und wir hatten die Chance mit einem kleinen Boot und wenigen Leuten herauszufahren. Dabei sind wir bis auf wenige Meter an die riesigen südlichen Glattwale herangekommen, die mit ihren Jungen im Wasser herumgeplanscht sind - schon sehr eindrucksvoll. Leider waren die Wale etwas verhalten oder müde oder faul. So ganz viel von Ihnen hat man nicht gesehen, dass es ein tolles Foto gegeben hätte. Jä no.
Am darauffolgenden Tag sind wir wieder staubige und holperige 75 km weit zum Punta Norte hinausgefahren. See-Löwen, See-Elefanten und Orcas (Killer-Wale) soll es dort geben und wir hatten gehofft, noch etwas näher an die Viecher heranzukommen. Falsch gehofft und Pech gehabt. Eine handvoll See-Elefanten sind herumgelegen, zum Bestaunen von ganz weit weg :-( Dafür haben wir noch einen ganz eigenartigen Kollegen getroffen - ein haariges Gürteltier.
So sind wir nochmals zum Lookout vom Vortag gefahren, wo wir wiederum nur faule See-Elefanten angeschaut haben und eigentlich doch ganz leise enttäuscht von Valdes von dannen ziehen wollten - bis dann der grosse Showdown losgegangen ist.
Zuerst hat sich Kollege See-Elefant im Vorbeischwimmen einen Kollegen zu einem Kämpfchen eingeladen. Dann hat draussen auf dem Meer einer der Wale eine Art Tänzchen aufgeführt und minutenlang mit der Schwanzflosse aufs Wasser geschlagen. Ein anderer Wal ist rech nah am Ufer vorbeigeschwommen und wurde scheinbar von einem Killerwal gehänselt. Drei andere Killerwale haben dann in der Bucht und in den Wellen ihre Runden gezogen, umrahmt von schlafenden See-Elefanten und zwei Pinguinen, die in der tiefstehenden Sonne auf dem Heimweg waren. Wunderbar, grossartig, so wollten wirs doch haben :-))
Am Rande unseres Valdes-Besuchs haben wir dann noch so ein "Episödchen" erlebt. Unser Gaul, also unser Camper, hat plötzlich hinten links gelahmt. Anscheinend haben wir uns bei den Ausritten über die Valdes-Ripiopisten einen Nagel im Reifen eingefangen. Also nichts wie hin zur "Gomeria" und zum mürrischen Pneumann. Dieser hat sich dann sogleich ans Werk gemacht und sicher eine Dreiviertelstunde zum Flicken des "pnéumatico" gebraucht. So haben wir schon einmal einen 100-Peso Schein (ca. Fr. 40.--) hervorgenommen. Nach getaner Arbeit dann der Schock, als der mürrische Pneumann seinen Preis für seine Mühen genannt hat. "Ocho" hat er ganz undeutlich gesagt, also 8 Peso oder knapp Fr. 3.--. Nun er musste es dreimal sagen, bevor sein Auftraggeber realisiert hat wie im geschieht, weil er insgeheim 8 mit 80 assoziiert hat und dass sein geplanter 10 Peso-Trinkgeldschein gleich für Arbeit und Trinkgeld reicht...
Punta Tombo - Los Pingüinos
Nach Valdes wollten wir eigentlich die Delfine etwas weiter südlich bei Playa Union besuchen. Bei über 2 Meter hohen Wellen, stürmischem Wind und eisiger Kälte wäre dies aber sicher keine Freude sondern eher eine K..zparty geworden. So sind wir weiter zur grössten Magellan-Pinguin Kolonie von Südamerika gefahren. In Punta Tombo sollen gegen 500'000 Pinguin-Paare wohnen, wenn sie nicht gerade einen "Schwumm" im Meer machen.
Tatsächlich waren da Pinguine, so weit das Auge reicht. Ein Weg führt durchs Gelände und so konnte man quasi vor ihrer Haustüre, also ihren kleinen Höhlen und Erdlöchern durchlaufen und die Frackträger bestaunen. Die einen schliefen, die anderen schauten interessiert oder verträumt in die Welt hinaus. Man hat sich geputzt oder ist gerade vom Strand hinauf oder zum Strand hinunter gewatschelt. Sie sind schon drollig, die Pingüinos und wir haben ihnen laaang, laaang fasziniert zugeschaut.
Speziell war dann auch noch die Begegnung der dritten Art, wenn "Schaf meets Pinguin". Ein eigenartiges Bild, wenn Pinguine in der Wiese stehen und Schafe um sie herum grasen. Das wurde dann sogar noch getoppt, als plötzlich noch Guanacos (quasi das arg. Lama) die Szene betraten und das gleiche getan haben.
Bosque Petrificado Sarmiento
Von Asche zugedeckt, dadurch mit der Zeit mineralisiert bzw. versteinert und dann von einem Gletscher fortgetragen und im Hinterland von Sarmiento liegengelassen. So liegen da in einem Gebiet mit orangefarbenen Hügeln Baumstämme, Holzstücke und Holzchips herum. Es sieht tatsächlich aus wie Holz, mit dem Unterschied einfach, dass es klimpert, wenn man es fallen lässt oder darüber läuft. Schon ein recht spezielles Erlebnis.
In bester Erinnerung wird uns auch der extrem starke Wind der mit 10facher Toupéewegblasstärke so fest geweht hat, dass es Nika immer umgehauen hat und wo der "Spöiz" rekordverdächtige 6 Meter weit geflogen ist.
Brrrr...
Wir haben ja schon am Flughafen in Trelew gemerkt, dass es hier in Patagonien ein "Schlüttli" kälter ist, als im Norden von Argentinien. Glücklicherweise haben wir durch den Tag eigentlich viel Sonne, einfach durchsetzt mit Wolken. Nur dumm, weht hier immer ein kräftiger und kalter Wind, sodass es eben doch nicht für mehr als 12, 13 Grad reicht.
Das wäre ja eigentlich noch ganz erträglich. Nur, je weiter südlich wir kommen, desto frischer wird dieser Wind. Und wenn dann Petrus am Abend noch die Sonne ausknipst, dann friert die Arnold-Reisegruppe zünftig - hätte sie nicht vorgesorgt.
Nika wird in diverse Kleidungsstücke und in ihren Schlafsack verpackt und zum Schlafen zwischen Mami und Papi platziert. Obwohl Mami und Papi einen Schlafsack für bis 4 Grad haben, reicht das nicht so ganz. Also haben wir Mami einen Fr. 20-Zweitschlafsack im Carrefour und ein paar dicke Strumpfhosen gepostet. Papi packt seine Füsse ins Badetuch ein und schläft mit Mammut-Gilet und Kapuzenpulli.
So "überleben" wir die eisigen Nächte und haben entschieden, das wir obwohl mittlerweile nur noch ca. 500 km von Feuerland, dem südlichsten Punkt der Welt (ausser der Antarktis), entfernt, nicht da runter fahren und uns den Zeh abfrieren. Obwohl, mit unseren todschicken Allzweckmützen, die man als Halstuch oder eben Mütze brauchen kann, und den neuen Handschuhen, wäre das ein Klacks :-)
Glaciar Perito Moreno
So bleibt unser südlichster Punkt der Reise der Perito Moreno Gletscher, einer argentinischen Sehenswürdigkeit "del otro universo". Das heisst, eigentlich sind wir ja noch 300 km südlicher gewesen, nämlich in Rio Gallegos. Da es geregnet hat, haben wir dankend auf 200 km Schotterstrasse durchs "Nichts" verzichtet und sind eben diese 300 km zusätzlich gefahren.
Das Tor zum Gletscher ist die Stadt El Calafate. Hier haben wir uns auf Anhieb sehr wohl gefühlt. Obwohl es hier schon sehr touristisch ist hier im Örtchen, das irgendwie an einen Skiort erinnert. Auch der Gemeinde-Camping hat sehr touristische Preise, aber dafür 24 h warmes Wasser und vor allem geheizte Sanitarios - endlich wieder mal nicht schlottern beim seltenen Duschen.
Auch in El Calafate scheint es keinen Knopf zu geben, um den Wind abzustellen. Zudem hat das Wetter nicht wirklich verheissungsvoll ausgesehen als wir uns trotzdem guten Mutes zum 80 km entfernten Gletscher aufgemacht haben. Nach 40 km der erste "Ablöscher". Die Strasse verzweigt sich und der Weg zum Gletscher geht links ab, dort hin, wo die grössten und dunkelsten Wolken herumlungern. Der zweite Ablöscher dann im Park selber. Obwohl auf den Infokarten zwei Campingplätze eingezeichnet sind und das Fräuli am Parkeingang auf die Frage ob der Camping offen sei eifrig genickt hat, gibt’s offiziell keine Übernachtungsmöglichkeit im Nationalpark. Wuala! Ganz scheu haben wir dann den "Guardaparque" mal gefragt, ob wir evtl. auf dem Parkplatz, 500 m vom Gletscher entfernt, über Nacht bleiben könnten. Und oh wunder, der Ranger hat uns sofort seinen Segen gegeben. So wurde der eine Ablöscher zum Aufsteller und der zweite folgte sogleich. Am Mittag haben sich die Wolken zu einem grossen Teil verzogen.
So konnten wir den 14 km langen, irgendwo um 3 - 4 km breiten und 50 - 60 Meter hohen Gletscher mit einem Schluck Sonne bewundern. Ein wirklich eindrucksvolles Eisklötzchen, das neben dem optischen auch akustisch ein Spektakel bietet. Pausenlos knackt es im Gebälk und kleinere oder grössere Eisbrocken stürzen donnernd in den Gletschersee.
Leider gibt es beim Gletscher ausser den 4, 5 Aussichtsbalkonen keine weiteren Wanderwege um das tolle Gebiet zu erkunden. Das ist Jammerschade und für die hunderte von Kilometer Anreise doch auch etwas mager.
Nun, wir hatten ja noch unser "Zückerli". Nachdem alle Touren und Touris verschwunden waren, hatten wir den Gletscher ganz für uns alleine. Genüsslich noch einmal den Gletscher betrachten, Znacht essen, mit Nika spielen, ein Teeli trinken und ein Guetzli mampfen und das vor einer ganz eindrücklichen Kulisse und mutterseelenalleine.
Die Nacht war bitterkalt und der Gletscher hat sich die ganze Nacht lautstark bemerkbar gemacht. Leider hat es am anderen Morgen geregnet und das nicht zu knapp. Als es am Mittag nicht aufgehört hat, sind wir schweren Herzens ohne eine zweite ausgiebige Gletscherrunde zurück nach El Calafate gefahren. Kaum da hat es aufgerissen, die Sonne hat sich zurückgemeldet und so haben wir eben noch etwas im Dörfli herumgeschwanzt und haben endlich wieder einmal ein richtiges Kafi genossen.
Der nächste Tag dann ein Traum - Sonne pur, keine Wolken und vor allem, kein Wind! Beim Gang zur Bäckerei sind wir im Kafi hängen geblieben und da haben wir kurzerhand beschlossen, noch einmal zum Gletscher zu fahren, falls es dort auch schön ist.
Das war es und so haben wir quasi eine neue Welt entdeckt. Die gesamte Bergwelt der Gegend haben wir nun bestaunen können. Auf dem Weg zum Gletscher und beim Gletscher selbst. Wunderbar.

Trotz "Saupuff" durch Touris und Tourenbusse haben wir einen ganz entspannten Tag am Gletscher verbracht und dabei wieder den Gletscher bestaunt, g'sönnelet, gepicknickt, gespielt. Einfach schön und wiederum mit dem Zückerchen - wir haben erneut alleine beim Gletscher genächtigt.
Parque Nacional Monte Leon
Unser nächstes Ziel war der Nationalpark Monte Leon. Dieser liegt am Meer und habe neben Pinguinen eine tolle Küste mit einer spektakulären Brandungshöhle zu bieten.
Das Fräuli im Nationalparkbüro hat uns gesagt, der Park sei erst seit 2 Wochen offen und hat uns ein kleines Broschürli in die Hand gedrückt. Zum Glück, denn im Park haben wir keine Menschenseele angetroffen, weder Touri noch Ranger, und irgendwelche Infos hats auch nirgends gegeben. Wir haben uns aber auf Anhieb sehr wohl gefühlt - eine tolle Gegend, Guanacos überall und das Wetter tiptop.
Um zur Brandungshöhle zu kommen, muss man die vollständige Ebbe abwarten. Da ja nichts angeschrieben ist, haben wir das am Abend und am darauffolgenden Morgen verpasst. Nun ja, dafür hatten wir jetzt einen Anhaltspunkt wann am Abend Ebbe sein wird, wir wollten ja sowieso eine zweite Nacht im Park bleiben.
So haben wir den Tag mit Park-Sightseeing verbracht. Haben dabei unter anderem Guanacos beobachtet,
einen Marsch zu einer kleinen Pinguinkolonie gemacht, sind auf Entdeckungsreise am Strand gegangen und haben ein spezielles Familienfoto geschossen.
Das alles bei tollem aber kühlem Wetter. War toll, hat gut getan.
Wir haben dann noch Gesellschaft von einem deutschen Paar erhalten und sind am Abend gemeinsam "übers Meer gelaufen" um die Brandungshöhle zu begutachten. Nun ja, leider hat man im neu eröffneten Park "vergessen" anzuschreiben, dass die grösste Park-Attraktion schon seit laaaaanger Zeit eingestürzt ist. Muchas gracias - aber das ist eben Argentinien.
Auf unserer einzigen Infoquelle, dem Infoblatt vom Nationalparkbüro hat es geheissen, dass die Fahrwege im Park 24h nach Regen unpassierbar seien. Nun, in der Nacht hat es geregnet, aber wir konnten ohne Probleme 30 km Piste aus dem Park bewältigen. Die Deutschen waren ja schon vor 7.00 h abgedüst, obwohl sie uns versprochen haben, mit ihrem 4x4-Jeep hinter uns herzufahren, falls etwas wäre...
Am Parkein- bzw. ausgang dann ein kurzer Schock. Das Tor zum Park war mit einer Kette verschlossen. Es hätte ja wunderbar gepasst. Keiner kümmert sich um den Park und niemand hat eine Ahnung, ob sich jemand im Park befindet, aber einfach mal das Tor zuschliessen.
Nun, zum Glück war kein Schloss an der Kette und so wurde unsere, trotz, eingestürztem Highlight, tolle Zeit im Park nicht durch so ein Ärgernis gestört.
Puerto Deseado - Der perfekte Tag
Eigentlich hat ja unser Besuch von Puerto Deseado, wo sich eines der wichtigsten argentinischen Naturschutzgebiete, die Ria Deseado, befindet nicht wirklich so perfekt begonnen. Eine lange, öde Fahrt über einen geteerten Strassenabschnitt, der schlimmer als eine Schotterpiste war, ein nicht wirklich einladender Ort und weit und breit kein Gratis-Schlafplätzli. Deshalb waren wir wieder einmal die einzigen Gäste in einem dieser halbverfallenen Campings.
Dafür haben wir perfektes Wetter - Sonne pur, es ist schon fast angenehm warm am Tag und in der Nacht frieren wir nicht mehr - und die Aussicht auf Delfine, Seelöwen Pinguine, Kormorane und eine schöne Gegend, die wir mit einer Bootstour sehen und erkunden werden.
Um 10.00 h ist es losgegangen, ein weiterer wunderbarer Tag und schon 10 Minuten später sind 3 Commerson Delfine um, neben, vor und unter dem Boot herumgetollt. Perfekt. Commerson Delfine sind nur etwa 1.50 Meter gross und auffällig schwarz-weiss gefärbt. Solche Kerlis haben wir noch nie gesehen. Eben, perfekt.
Das mit dem Super-Foto hat nicht so ganz geklappt. Dafür waren die Delfine zu flink (oder der Fotograf zu lahm ;-) Nicht so ganz perfekt.
Weiter zum Kormoran-Felsen mit verschiedenen Arten dieser Seevögel, untermalt von weiteren Show-Einlagen von einem anderen Delfin-Paar. Wiederum, perfekt.
Der Geruch bei der Seelöwen-Insel war weniger perfekt, wobei Auge-in-Auge sein mit den lauten und eben "duftenden" Lobo Marinos dann wieder mehr als perfekt war.
Zuguterletzt dann das Highlight, die Landung auf der "Isla de los pajaros". Dort sind wir vorsichtig mitten durch die Pinguin-Kolonie spaziert, haben Mamas mit ihren Neugeborenen gesehen, Papas beim "Diskutieren" erlebt und das Treiben am Strand beobachtet. Plusquamperfekt ;-)
Zudem hatten wir eine Nika dabei, die das Bootfahren ohne Probleme "überlebt", ja genossen hat und während den ganzen 3 Stunden quietschfidel war. Super perfekt.
Monumento Nacional Bosque Petrificado
Nun wissen wir, dass man in Patagonien tatsächlich auch schwitzen kann und dass die kurzen Hosen und T-Shirts überall in den Läden nicht nur zur Zier da sind. 31 Grados war sei es, und das hier in Patagonien, hat uns Diego der Parkranger im versteinerten Wald Nationalpark mit gewissem Stolz verkündet. Und tatsächlich haben wir uns erst einmal an diese Temperaturen gewöhnen müssen und husch husch die kurzen Hosen montieren.
Auch der zweite versteinerte Wald Park hier in Patagonien liegt mitten in einem tollen, farbigen Gebiet, das an eine Mondlandschaft erinnert. Uns hat zwar der Park in Sarmiento besser gefallen, aber hier hatte es die grösseren und dickeren Baumstämme zu begutachten.
Im Park selber ist Übernachten nicht gestattet. So sind wir nach getaner Arbeit aus dem Park gefahren und haben uns dort ein Plätzchen zum Schlafen gesucht. Mitten in der tollen Mondlandschaft, mutterseelenalleine und noch immer leicht schwitzend haben wir dann unseren bislang wärmsten Tag in Patagonien fertig genossen.
Cabo dos Bahias - Unser 2. Hochzeitstag
Ja, unseren zweiten Hochzeitstag werden wir in vielen Belangen nicht so schnell vergessen. Irgendwo zwischen Nichts und wieder Nichts sind wir an einem Plätzli direkt am Strand aufgewacht, wir haben eine wunderschöne Gegend gesehen, den Beweis erhalten, dass Flamingos tatsächlich fliegen können und beim Besuch einer weiteren Pinguin-Kolonie junge, frisch geschlüpfte Küken bestaunen können. Ach ja und nach Tagen wilden campens an tollen, einsamen Orten und Stränden hats wieder einmal eine Dusche gegeben :-)
Es hat sich wirklich gelohnt, der Abstecher nach Camarones bzw. zur Cabo dos Bahias, wo die zweitgrösste Pinguin-Kolonie von Südamerika zu finden ist. Sie ist nicht so überlaufen und in unseren Augen viel, viel schöner und angenehmer als Punta Tombo.
Ab Mitte November schlüpfen die jungen Pinguine und wir konnten überall in den Nestern und Höhlen Mamis und Papis bewundern, die sich liebevoll um ihre Jungen gekümmert haben, toll, wunderbar. Weniger schön waren die Raubmöwen, für welche der Kindersegen ebenfalls ein Fest war. Einen Moment der Unachtsamkeit von Mami und/oder Papi Pinguin und schwupp ist das Ei oder das Küken aus dem Nest gestohlen und verschwindet in einem "Schluck" im Schlund des Räubers. Das ist schon brutal anzuschauen, aber halt eben Natur.
Neben den Pinguinen waren auf Cabo dos Bahias auch scharenweise Guanacos zu sehen. Auch sie waren mit ihren Jungen unterwegs und die sind doch eben schon herzallerliebst anzuschauen.
Peninsula Valdes zum Zweiten
Zwei Tage hatten wir noch, bevor wir uns aufs Abgeben des Campers und den Rückflug nach Buenos Aires vorbereiten mussten. Für diese zwei Tage hatten wir noch die Optionen Delfinschauen und walisische Dörfer besichtigen oder noch einmal auf die Valdes-Halbinsel zu gehen um vielleicht doch noch einmal dicke, fette See-Elefanten zu sehen, die etwas aktiver sind als Anfang des Monats.
Wir haben uns für Valdes entschieden und herrje, zum Glück! Diese zwei Tage waren irgendwie noch das Tüpfchen auf dem "i", das Sahnehäubchen unseres zweiten Monats in Argentinien.
Kaum im Camping auf Puerto Pyramide angekommen, treffen wir wieder auf Isabelle, Erwin und Guido mit denen wir schon in Iguazù Schweizerabend gemacht haben. Sie hatten sich eine kleine "Wagenburg" eingerichtet und waren irgendwie Anziehungspunkt für viele andere Reiser. So haben sich noch ein österreichisches Tramperpärchen sowie Jochen und Kerry dazugesellt und wir hatten es wieder schampar gemütlich und lustig. Zudem konnte Nika wieder ihren geliebten Rico, den Schäferhund von Erwin und Isa, knuddeln.
Vorallem Jochen und Kerry sind ganz interessant unterwegs. Trotz des heftigen Windes und mit ihrem Husky-Labrador-Mischling Tarmo sind sie per Velo unterwegs. Daheim in Freiburg im Breisgau haben sie alles aufgegeben und sind via Schweiz, Frankreich, Portugal nach Spanien geradelt um von Madrid aus, nach Buenos Aires zu fliegen. Hier wollen sie nun eben Argentinien, Chile und Peru erkunden, dann nach Kalifornien fliegen und von dort über Kanada nach Alaska pedalen. Wers interessiert, hier ihre Website www.dogonwheels.de.tl.
Von der CH-Connection haben wir erfahren, dass es gar keine grossen See-Elefanten mehr hat beim Aussichtspunkt auf Caleta Valdes, bäääh. Sie haben uns aber von einer Whale Watching Tour vorgeschwärmt, die zwar doppelt so teuer ist, aber auch viel länger und viel interessanter ist als diejenige, welche wir gemacht haben. Und da wir ja von unserer irgendwie etwas enttäuscht waren, sind wir mit Moby Dick noch einmal rausgefahren um Wale zu gucken.
Wie hat sich das gelohnt! Besser hätte man es wohl nicht mehr haben können! Insgesamt sind sicher etwa zwölf Wale um uns herumgeplanscht. Die einen etwas weiter weg, die anderen ganz nah am Boot. Die einen etwas aktiver, die anderen ruhig und gemächlich, ja majestätisch. Und einer war da, der hat wahrscheinlich auf uns gewartet um dann seine Galavorstellung vorzuführen.
Erstmal schön die Schwanzflosse zeigen, dann minutenlang mit der Schwanzflosse auftauchen und "wedeln".
Dann wieder ein ums andere Mal mit der Seitenflosse knallend aufs Wasser schlagen - das hat Nika am meisten fasziniert, beeindruckt und zu Freudenschreien getrieben.
Dann war Boot erkunden dran. Unten durch, an der Seite entlang, hinten, vorne alles musste begutachtet werden um dann schliesslich noch mit offenem Maul über die Leute auf dem Boot zu staunen.
Als er dann drei Meter vom Boot entfernt wieder mit der Flosse aufs Wasser geschlagen hat, waren eigentlich alle froh, dass er das vom Boot weg getan hat und niemand nass wurde. Tja und zum Schluss noch das Finale Grande, Herr Wal hat sich mit Freudensprüngen aus dem Wasser von uns verabschiedet.
Herrlich, wunderbar, grossartig, wir konnten unser Glück kaum fassen und wissen jetzt auch, dass Wale Mund- bzw. Blaslochgeruch haben...
i.and.i - 6. Dez, 20:44